Bau eines Projekts für erneuerbare Energien in Finnland
Syyskuu 2024

Bau eines Projekts für erneuerbare Energien in Finnland

Der Vertragsansatz hängt von den Besonderheiten und Präferenzen des Projekts und des Entwicklers (oder Finanziers) ab, aber die Auswahl der Vertragsstruktur wird oft von den wirtschaftlichen Realitäten geleitet:

Wo die Technologie und die Zusammensetzung der technischen Einheiten recht standardisiert sind, ist es üblich, dass Projektentwickler ihre Projekte schlüsselfertig durch EPC-Verträge (Engineering, Procurement and Construction) umsetzen. Dieser Ansatz überträgt das Baurisiko auf den Auftragnehmer. Bei komplexeren Anlagenkonzepten kann dies jedoch zu höheren Vertragskosten führen und den Pool geeigneter EPC-Auftragnehmer einengen.

Eine gängige Alternative zu einem EPC-Vertrag, insbesondere im Windparkbau, ist die Umsetzung des Projekts mit einem BoP-Vertragsmodell (Balance of Plant). Bei einem typischen BoP-Vertrag sind die Stromerzeugungseinheiten, wie z. B. WEA, einschließlich ihrer Lieferung und Montage, vom Geltungsbereich des Auftragnehmers ausgeschlossen und unterliegen einer anderen Vereinbarung mit dem Ausrüstungslieferanten.

Für komplexe Installationen, insbesondere in den neueren Sektoren der Energiewende, werden häufig EPCM-Verträge (Engineering, Produktion und Baumanagement) verwendet. Bei diesen Vereinbarungen werden das Risiko und die Verantwortung zwischen dem Kunden und dem EPCM-Berater aufgeteilt. Nichtsdestotrotz kann der Bauherr während der gesamten Bauphase auf umfassendes technisches Know-how und Fähigkeiten zur Ablauforganisation zurückgreifen.

Das finnische Recht befasst sich nicht speziell mit Werk- oder Bauverträgen. Stattdessen stützt sich die finnische Vertragspraxis stark auf standardisierte Vertragsbedingungen, die von Interessenvertretern der Branche entwickelt wurden. Die finnischen Allgemeinen Bedingungen für Bauaufträge (YSE) von 1998 werden häufig in Bauverträgen verwendet. Sie sind nicht direkt anwendbar, wenn nicht im Vertrag ausdrücklich darauf Bezug genommen wird. Sie drücken aber die üblichen Erwartungen finnischer Parteien beim Abschluss von Bauverträgen aus und werden oft so diskutiert, als ob sie Gesetz wären.

Bei der Verhandlung und Gestaltung von Bauverträgen sollten Risikomanagement und finnisches Compliance-Know-how berücksichtigt werden:

Bautätigkeiten lösen Verpflichtungen in Bezug auf Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz aus. Die Gesamtverantwortung für Gesundheit und Sicherheit während der Planung und Konstruktion sowie für die Eignung und Sicherheit des Designs und des Endprodukts liegt beim Eigentümer. Dieser kann sich durch angemessene Verträge mit qualifizierten Dienstleistern und Personen entlasten.

Eine klare Zuordnung von Umfang und Schnittstellen spielt bei der Vergabe separater Arbeitspakete und bei der Definition der Grenze zwischen Auftraggeber- und Auftragnehmerverantwortung eine große Rolle. Um eine rechtzeitige Fertigstellung zu gewährleisten, werden häufig Verfahren für das Vorgehen von Streitigkeiten, Änderungen und zusätzliche Arbeiten verwendet. Solche Mechanismen sind auch unter den YSE-Bedingungen vorgesehen.

Die Haftung für Verzögerungen und Kosten, die auf andere (Sub-)Auftragnehmer oder externe Faktoren wie Gesetzesänderungen zurückzuführen sind, sind eine zentrale wirtschaftliche Frage und auch im finnischen Kontext ein häufiger Grund für Streitigkeiten. In welchem Umfang sich der Auftragnehmer verpflichtet, das Risiko eines zusätzlichen Arbeitsaufwands und zusätzlicher Kosten zu tragen, und zu welchen Kosten eine solche Risikoübernahme zur Verfügung steht, ist von Projekt zu Projekt sehr unterschiedlich und kann in den Verhandlungen zu einem heiß diskutierten Thema werden.

Ein wesentlicher Faktor für den Erfolg eines Bauvorhabens ist natürlich die Wahl des oder der Vertragspartner. Branchenkenntnis und Vertrautheit mit den lokalen rechtlichen und administrativen Rahmenbedingungen ermöglichen es einem Auftragnehmer oder Berater, die Eignung des Entwurfs und seiner Umsetzung im finnischen Umfeld zu beurteilen und seine Risiken zu berücksichtigen und zu versichern, um finanziell solide Projektdurchführung sicherzustellen. Für die Robustheit der Lieferkette ist es wichtig, dass alle Auftragnehmer und Subunternehmer in der Lage sind, in Einklang mit der guten Branchenpraxis zu arbeiten und ihre Haftung im Falle eines Fehlers zu tragen. Vertragliche Anforderungen an die Kompetenz und Verfügbarkeit von Personal sowie Voraussetzungen für die Vergabe von Unteraufträgen werden häufig herangezogen, um eine angemessene Leistung in der gesamten Kette zu gewährleisten.